Die Berufsschule Saint Robert in Verrettes

Entstehungsgeschichte
Die Situation in der ehemals fruchtbarsten Gegend der Artibonite-Ebene ist heute sehr armselig. Das hügelige Land ist fast nackt, abgeholzt, die grossen Plantagen längst verschwunden. Überschwemmungen verwüsten die Gegend fast jährlich. Die Menschen sind völlig verarmt und leiden grösstenteils Hunger. Zur Schule geht, wer Schulgeld und Uniform bezahlen kann. So sitzt zum Beispiel ein achtjähriges Kind neben einem sechzehnjährigen Jugendlichen in der zweiten Primarklasse. Nach der Schule stehen die meisten auf der Strasse.
In den 90er Jahren lernte ein einheimischer Priester nebst der Theologie im Fernkurs Automechaniker. Nach einem kurzen Praktikum in Belgien baute er, unterdessen Pfarrer in Verrettes, mit Hilfe der Pfarrei Saint Robert in Michigan USA die Berufsschule auf. Sie bildete Automechaniker und kurze Zeit später auch Maurer aus. Lehrer in weissen Hemden und Krawatten unterrichteten die Schüler vorwiegend theoretisch.
Mit der BMI im unentgeltlichen Einsatz für die Entwicklungszusammenarbeit
Im Jahr 2001 gelangte der haitianische Bischof an die Bethlehem Mission Immensee mit der Bitte um fachliche Unterstützung für die Berufsschule, da der Gründer in eine andere Pfarrei versetzt worden war.
Nach intensiver Vorbereitung reisten 2002 freiwillige Fachpersonen nach Haiti. Rose-Marie Christen übernahm im Team mit zwei Einheimischen die Leitung der Schule, Hans Speck baute die Praxisausbildung der Automechanikerlehre auf. Die Maurerlehrlinge übernahmen mit fachkundigen Lehrern die Bauarbeiten einer Praxislehrwerkstatt für ihre Kollegen und lernten dabei gründlich ihr Handwerk.
Auf den neuen Schuljahresbeginn installierte Rose-Marie mit ihren Kollegen die Ausbildung für Schneiderinnen und Schneider. Zwei kompetente haitianische Fachlehrpersonen unterrichten seither die 25-30-jährigen Frauen und einige Männer im Nähen, Sticken und ab dem zweiten Jahr auch im Kochen. Jedes Jahr besuchen je 20 - 25 junge Männer die 3-jährige Automechaniker- und Maurerehre, ca. 30 - 40 Frauen und wenige Männer die Schneiderausbildung. Es werden Schüler und Schülerinnen jeder Religion aufgenommen. 

Start ins Berufsleben
Bald wurde klar, dass die Fachkompetenz allein den diplomierten Berufsleuten noch keine Gewähr bietet für eine sichere Existenz. Es existieren auf dem Lande keinerlei Anstellungsbetriebe. Deshalb müssen die ausgebildeten Fachleute als Selbstständig-Erwerbende arbeiten. Kaum jemand aber hat das Geld dafür. Dank unzähligen Spenden konnte ermöglicht werden, dass die Berufsschule an der Diplomfeier einen Grundstock an Werkzeugen mit auf den Weg geben kann. So erhalten die Maurer eine Schubkarre, Pickel und Schaufel etc., die Automechaniker eine Werkzeugkiste und die Schneiderinnen eine Tretnähmachine.
Die Kommunikation mit dem Hauptverantwortlichen der Berufsschule, Pfarrer Murat Dorcent, klappt ausgezeichnet über E-Mail und Telefon. Er schickt die Abrechnungen sowie das Budget sehr detailliert und orientiert uns über alle Ereignisse und Tätigkeiten. Es gelang ihm auch, eine lokale Vereinigung zu gründen, welche die Schule ideell und ihren Möglichkeiten entsprechend auch finanziell unterstützt. 

Herzlichen Dank allen, die mithelfen, die Berufsschule auch langfristig am Leben zu erhalten!